01.02.2019 | Die Entwicklung des öffentlichen Nahverkehrs steht in Berlin vor einer wichtigen Weichenstellung. Innerhalb des Berliner Senats fordern einzelne, dass in den nächsten Jahren neue U-Bahn-Strecken geplant werden sollen. Damit versucht ein Teil des Berliner Senats an die Planungen der autogerechten Stadt anzuknüpfen und den schienengebundenen öffentlichen Nahverkehr wieder unter die Erde zu verbannen. Diese Entwicklung halten die NaturFreunde für fatal und fordern einen sofortigen Planungsstopp für neue U-Bahn-Projekte. Der Bau von U-Bahnen ist langwierig und äußerst teuer. Ein Kilometer der neuen U5 vom Hauptbahnhof zum Alexanderplatz kosten 240 Millionen Euro. Ein Kilometer Straßenbahn kostet lediglich 10 Millionen Euro.
Innerhalb des Senats werden eine ganze Reihe von neuen U-Bahn-Verlängerungen diskutiert: Der Bau einer U-Bahn zum stillgelegten Flughafen Tegel, die Verlängerung der U 8 ins Märkische Viertel und eine Verlängerung der U2 nach Pankow Kirche. Ebenfalls ins Gespräch wurden die Verlängerung der U3 bis Mexikoplatz, der U1 bis Ostkreuz und der U7 bis Bahnhof Schönefeld gebracht. Auch scheint über die Verlängerung der U7 vom Rathaus Spandau bis in die Großsiedlung Falkenhagener Feld nachgedacht zu werden.
Konkret lässt Verkehrssenatorin Regine Günther, die für Bündnis 90/Die Grünen im Senat sitzt, drei Verlängerungen von U-Bahn-Linien überprüfen und Machbarkeitsstudien erstellen. Senatorin Günther lässt die U-Bahnlinien U6 zum heutigen Flughafen Tegel, U7 zum Flughafen Schönefeld und U8 ins Märkische Viertel prüfen. Jede dieser Machbarkeitsstudie kostet viel Geld und bindet Personal, das für die Planung von neuen Straßenbahnlinien fehlt.
Mit dieser Politik torpediert der Berliner Senat seine eigene Koalitionsvereinbarung, in der klar festgelegt wurde, dass dem Ausbau der Straßenbahn Vorrang eingeräumt werden soll. Dort heißt es: Die „Koalition will den Ausbau der Straßenbahn vorantreiben“ und weiter, dass „für Tegel „eine Straßenbahnerschließung vorbereitet werden“ soll. Weiter im Koalitionsvertrag: „Für die nächsten zehn Jahre soll die Priorität bei den Netzbereichen Innenstadt, Ersterschließung von Entwicklungsstandorten und Erschließung von Stadtgebieten außerhalb des Innenstadtrings mit Netzwirkung liegen.“ Keinerlei Festlegungen gibt es im Koalitionsvertrag zum Bau von neuen U-Bahn-Verlängerungen.
Die NaturFreunde werden diese Planungen nicht unterstützen und fordern vom Berliner Senat, sich ganz auf den Ausbau des Straßenbahnnetzes und die Forcierung einer fahrrad- und fußgängerfreundlichen Stadt auszurichten. Es ist nicht akzeptabel, dass in diesen Bereichen Personal für die Planung fehlt und gleichzeitig Personal für die unsinnige Planung von neuen U-Bahn-Verlängerungen eingesetzt wird. Die aktuelle Entwicklung erweckt den Eindruck, dass ein Teil des Senats den Bau von Straßenbahnen ausbremsen möchte. Die werden die NaturFreunde nicht akzeptieren.
Uwe Hiksch
aus: WanderfreundIn 04-2018