22.04.2018 | Am 10. April ist der Rechtsanwalt Carlos Hernández in seinem Büro in der honduranischen Gemeinde Tela in Atlántida von bisher unbekannten Tätern erschossen worden. Carlos Hernández engagierte sich als Rechtsanwalt gegen den Ingelsa-Staudamm am Fluss Jilamito und setzte sich aktiv für die Menschenrechte in Honduras ein.
In Honduras kommen die Täter häufig ohne Strafe davon, da die öffentlichen Ermittlungen und Gerichtsverfahren mangelhaft sind oder nicht stattfinden. Amnesty International schreibt dazu auf seiner Internetseite: „Ein Klima allgegenwärtiger Gewalt zwang Tausende Honduraner zur Flucht aus ihrem Land. Gegen Frauen, Migranten, Binnenvertriebene und Menschenrechtsverteidiger und in besonderem Maße gegen Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgeschlechtliche und Intersexuelle (LGBTI) sowie Umwelt- und Landrechtsaktivisten wurde gezielt Gewalt angewandt. Ein schwaches Strafrechtssystem begünstigte die in der Praxis bestehende Straflosigkeit.“
Weiter von Amnesty International: „Menschenrechtsverteidiger, insbesondere Umwelt- und Landrechtsaktivisten, waren weiterhin der Gefahr von Menschenrechtsverstößen ausgesetzt. Staatliche und nichtstaatliche Akteure leiteten Verleumdungskampagnen ein, um ihre Arbeit zu diskreditieren, und sie waren regelmäßig Ziel von Einschüchterungsversuchen, Drohungen und Angriffen. Im Juni 2017 griffen Bewaffnete drei Mitglieder der Indigenenorganisation Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras (COPINH) an, als diese in einem Auto von einem Treffen zurückkehrten. Örtliche NGOs berichteten, dass das Justizsystem weiterhin missbraucht wurde, um Menschenrechtsverteidiger zu schikanieren und zu entmutigen. Es gab auch Berichte über die Anwendung unnötiger und exzessiver Gewalt durch die Sicherheitskräfte während friedlicher Proteste.
Aufgrund einer Vielzahl von Schwierigkeiten, die Ermittlungen und Gerichtsverfahren behinderten, blieb die große Mehrheit der angezeigten Angriffe auf Menschenrechtsverteidiger straflos. Bei der Untersuchung der im März 2016 begangenen Tötung von Berta Cáceres, einer indigenen Umweltschützerin und Mitgründerin von COPINH, waren nur geringe Fortschritte zu verzeichnen. Die öffentlichen Anhörungen von acht Verdächtigen, die im Zusammenhang mit diesem Fall inhaftiert worden waren, wurden mehrmals verschoben. Unabhängige Experten vertraten die Ansicht, dass die Ermittlungen nicht mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt wurden. Beispielsweise wurden weitere Personen, die möglicherweise an dem Verbrechen beteiligt waren, nicht strafrechtlich verfolgt. Es lagen keine Informationen darüber vor, dass die Staatsanwaltschaft bei der Identifizierung der für den Tod von Berta Cáceres Verantwortlichen auch nur einen kleinen Schritt vorangekommen war.“
Auch im Fall von Carlos Hernández besteht die Gefahr, dass der Mord nicht aufgeklärt wird. Deshalb forderte die internationale Menschenrechtsorganisation Witness for Peace die honduranische Regierung auf, „die Umstände des Mordes an Hernández gründlich, unparteiisch und transparent zu untersuchen und sicherzustellen, dass er nicht zu einem weiteren Fall von Straflosigkeit wird“.
NaturFreunde Berlin engagieren sich für Menschenrechte in Honduras
Die NaturFreunde Berlin beschäftigen sich im Arbeitskreis Internationales seit mehr als einem Jahr intensiv mit Honduras. Durch ihre Arbeit wollen sie dazu beitragen, dass die Menschenrechte in Honduras gesichert werden und Menschenrechtsverteidiger*innen nicht mehr mit Schikanen bedroht oder ermordet werden. Gemeinsam mit Aktiven aus der „Honduras Delegation“ versuchen die NaturFreunde Berlin mehr Öffentlichkeit gegen die alltägliche Verletzung der Menschenrechte in Honduras zu schaffen.
Amnesty International, Honduras, in: Amnesty International, Stand 12/2016, siehe: https://www.amnesty.de/jahresbericht/2017/honduras
Amnesty International, Honduras 2017/18, in: Amnesty International, Stand 12/2017, siehe: https://www.amnesty.de/jahresbericht/2018/honduras
Melanie Schnipper, Menschenrechtsanwalt in Honduras ermordet, in: amerika21, 14.04.2018, siehe: https://amerika21.de/2018/04/198855/honduras-ermordung-anwalt