11.02.2023 | Ende Oktober stimmten circa 1.000 Bewohner*innen des Landkreises Arizona im nördlichen Department Atlántida (Honduras) in einer öffentlichen Gemeindeversammlung gegen die Ausbeutung ihrer natürlichen Ressourcen. Sie sagen „Nein“ zum Bau des Wasserkraftwerkes Jilamito durch die Betreiberfirma Inversiones de Generación Eléctricas S.A. (INGELSA). Gleichzeitig sprechen sie sich gegen die Errichtung von Privatstädten (ZEDEs) und Bergbau aus.
Martín Fernández, Koordinator der honduranischen Umweltbewegung Movimiento Amplio de Dignidad y Justicia (MADJ) informiert, dass das nationale Energieunternehmen den Vertrag mit INGELSA nicht verlängern wird. Schon zum dritten Mal hat INGELSA eine Verlängerung der Verträge beantragt, da ihr Bau durch die Sperrung der Zufahrtsstraße für Baufahrzeuge ihr Kraftwerk weder fertig stellen noch in Betrieb nehmen kann.
Das Jilamito-Projekt ist höchst umstritten, da INGELSA Korruption vorgeworfen wird und in dessen Zusammenhang zwei Kraftwerksgegner ermordet wurden. Die betroffenen Gemeinden wurden nicht über den Bau und dessen negative Auswirkungen auf die Trinkwasserversorgung von circa 30.000 Menschen und deren Umwelt informiert. Laut MADJ war das Wasserkraftwerk von einer honduranischen Auswahlkommission für technisch und wirtschaftlich unrentabel erklärt und abgelehnt worden. Dennoch kam es zur Unterzeichnung von Verträgen mit dem Staat und zur Erteilung einer Umweltlizenz. Die MADJ legte bereits 2010 Rechtsmittel gegen die illegale Konzession und somit Privatisierung des Flusses Jilamito ein.
Seit vier Jahren geht INGELSA gegen fünf Kraftwerksgegner*innen des Flusses Jilamito juristisch vor. Einer der Kriminalisierten ist der Bürgermeister Arnaldo Chacón, der von Anbeginn auf der Seite seiner Gemeinden steht. Sie halten seit 2017 die Zufahrtsstraße durch ein Protestcamp, das die Durchfahrt von Baufahrzeugen verhindert, besetzt. Chacón erklärt: „Wir sehen eine Bevölkerung, die sich nach Gerechtigkeit sehnt, die durch die transnationalen Unternehmen ihre Flüsse und Familien zerstört sehen. Die Unternehmen sprechen von Entwicklung, jedoch ist dies eine Lüge, denn sie schöpfen nur unsere Ressourcen ab und lassen unseren Gemeinden nichts.“
Die Organisation Fundambiente, ist Mitglied der NaturFreunde-Internationale. Die NaturFreunde haben zur Unterstützung der Organisation einen Förderantrag vom Bundesministerium für Entwicklungszusammenarbeit genehmigt bekommen. Mit der Förderung werden die Basisgruppen der MADJ in Atlántida, die von illegalen extraktivistischen Projekten, wie dem Holzeinschlag, dem Bau von Wasserkraftwerken und Bergbauprojekten in Atlántida als auch in anderen Landesteilen betroffen sind, unterstützt.
Daniela Dreißig
aus: WanderfreundIn 04-2022