29.12.2021 | Seit knapp zwei Jahren erschließen die Tourenscouts der Berliner NaturFreunde geschichtliche und kulturelle Themen durch spannende Stadtspaziergänge in Berlin. Die Bildungstouren haben einen internationalen Charakter und greifen anhand gut oder kaum bekannter Orte in Berlin Themen auf, mit denen deutsche und bulgarische Geschichte und Kultur im Vergleich nähergebracht werden. Dabei wird Wissen vermittelt, für gesellschaftspolitische Entwicklungen sensibilisiert und einen Beitrag dazu geleistet, stereotype Bilder zu hinterfragen und eigene Vorurteile zu reflektieren.
Bisher wurden drei Bildungstouren durch die Tourenscouts der Berliner NaturFreunde entwickelt und durchgeführt. Mit der Tour „Auf den Spuren der bulgarischen Geschichte und Kultur in Berlin“ wird ein allgemeiner Überblick über verschiedene Themenkomplexe gegeben, auf die jeweils in einzelnen Stadtspaziergängen detailliert eingegangen wird. Dabei werden Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen beiden Ländern mit Blick auf die Geschichte und Kultur der türkischen Minderheit sowie der Rom*nja und Sinti*ze, der jüdischen Geschichte und Kultur, der LGBTIQ-Bewegung sowie antifaschistische Geschichte und Kultur aufgezeigt.
Mit einer Tour zur „Geschichte und Kultur der Sinti*ze und Rom*nja in Deutschland und der Rom*nja-Gemeischaft in Bulgarien“ wird das Augenmerk auf die größte Minderheit in der EU gerichtet und für ihre über Jahrhunderte andauernde Ausgrenzung sensibilisiert. Die Tourenscouts machen auf historische Fakten und aktuelle Entwicklungen zum Leben der Sinti*ze und Rom*nja aufmerksam und flechten bewegende Berliner Lebensgeschichten mit ein. So wird Rukeli Trollmann in Erinnerung gerufen, dem 1933 als Sinto der Titel als Deutscher Boxmeister im Halbschwergewicht aberkannt wurde. Auch auf die sehr prekäre Situation der Romnja, die als Frauen, als Angehörige der Minderheit und oft als Migrantinnen sowohl innerhalb als auch außerhalb ihrer eigenen Community ausgegrenzt werden, wird eingegangen.
Mit der Tour zum Thema „Auf den Spuren der bulgarischen Geschichte und Kultur in Berlin: Antifaschistische Geschichte und Kultur“ setzen sich die Tourenscouts u. a. mit der Rolle Deutschlands und Bulgariens als Verbündete im Zweiten Weltkrieg auseinander, beleuchten den Widerstand und die Verfolgung von Antifaschistin*nnen in den beiden Ländern und gehen auf Unterschiede sowie Ähnlichkeiten in der Gedenk- und Erinnerungskultur ein.
Anhand konkreter Orte in Berlin, etwa dem Reichstagsgebäude, für dessen Brand 1933 auch drei bulgarische Antifaschisten angeklagt wurden, machen die Tourenscouts beispielhaft deutlich, wie sich bulgarische und deutsche antifaschistische Geschichte und Kultur treffen.
Derzeit arbeiten die Tourenscouts an einer neuen Tour zum Thema „Geschichte und Kultur der türkischen Minderheit in Deutschland und Bulgarien“. Sie wird im Februar 2022 durchgeführt.
Alle, die mitmachen wollen, können jederzeit einsteigen. Die Tourenscouts freuen sich über neue Mitstreiter*innen. Die Stadtführungen entstehen im Rahmen des Projekts „Tourenscouts grenzenlos“ und werden auf Deutsch und Bulgarisch angeboten.
Das Projekt wird vom Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages gefördert.
Für Kontakt: mileva@naturfreunde-berlin.de
Mehr Informationen unter: http://tourenscouts.de und https://www.naturfreunde-berlin.de