12.10.2025 | Eine DenkMalTour der NaturFreunde Berlin
In Frohnau, einem ruhigen und von Villen geprägten Stadtteil im Norden Berlins, verbergen sich hinter gepflegten Fassaden und stillen Alleen Geschichten von Menschen, deren Leben durch das faschistische Terrorregime ausgelöscht wurde. Die NaturFreunde Berlin machen diese Geschichten mit einer DenkMalTour sichtbar: der Stolpersteintour Frohnau, die sich dem jüdischen Leben und dessen gewaltsamer Zerstörung durch die Faschisten widmet.
Die Tour beginnt am Fontänenbrunnen auf dem Ludolfingerplatz, direkt am S-Bahnhof Frohnau. Dort begrüßt Uwe Hiksch, der die Touren für die NaturFreunde leitet, die Teilnehmenden mit einer Einführung in das Konzept der Stolpersteine. Der Künstler Gunter Demnig begann das Projekt in den 1990er-Jahren, inzwischen sind in Berlin über 9.000 Stolpersteine verlegt worden.
Die Tour führte zuerst zur Evangelischen Johanneskirche am Zeitlinger Platz. Vor der Kirche steht die Gedenktafel „Jüdische Nachbarn“ die in eindrücklicher Weise auf die Verfolgung, Deportation und Ermordung der jüdischen Nachbarinnen und Nachbarn hinweist.
Während der rund zweieinhalbstündigen Tour besuchen die Teilnehmer*innen verschiedene Stolperstein-Standorte in Frohnau. An jeder Station wird nicht nur der Name auf dem Stein genannt, sondern es wird auch die Lebensgeschichte der betroffenen Person oder Familie erzählt. Wer waren sie? Welche Berufe übten sie aus? Wie verlief ihr Weg in die Verfolgung? Oft sind es erschütternde Geschichten von Entrechtung, Fluchtversuchen, Deportationen und Mord.
Ein Ziel der Tour ist es, den Opfern ein Gesicht, eine Geschichte, einen Ort in unserer Gegenwart zurückzugeben. Gleichzeitig wirft sie Fragen auf, die weit über die Vergangenheit hinausreichen: Wie gehen wir heute mit Erinnerung um? Welche Verantwortung haben wir als Gesellschaft, damit sich Ausgrenzung und Gewalt nicht wiederholen? In Gesprächen und kurzen Reflexionspausen wird diesen Fragen Raum gegeben. Die Tour wird so zu einem lebendigen Denkmal – nicht aus Stein, sondern aus Worten, Gedanken und Gesprächen.
Die NaturFreunde Berlin verstehen diese Stolpersteintour nicht nur als historisches Bildungsangebot, sondern als aktiven Beitrag gegen das Vergessen. Sie richten sich an alle, die bereit sind, sich mit der Geschichte ihrer Stadt zu beschäftigen und sich der deutschen Vergangenheit zu stellen. Mit den Stolpersteintouren wollen die NaturFreunde Diskussionen anregen und die Menschen einladen, sich mit ihrer unmittelbaren Umgebung zu beschäftigen. Denn Erinnern heißt auch, sich selbst zu fragen, wie wir heute mit Ausgrenzung, Antisemitismus und Rassismus umgehen.
Die DenkMalTour wurde von der Landeszentrale für politische Bildung Berlin gefördert.