21.06.2019 | Der Stadtspaziergang zur geplanten Straßenbahn von der Warschauer Straße bis zum Herrmannplatz war hochinteressant. Neben interessierten Vertreter*innen aus dem Wrangelkiez haben sich auch eine Reihe von Straßenbahn- und Fahrradinteressierten an dem Stadtspaziergang beteiligt. Während der Tour zeigten sich sehr deutlich die unterschiedlichen Vorstellungen einer nachhaltigen Verkehrsplanung aus Sicht von Fahrradinteressierten und Straßenbahninteressierten.
Norbert Rheinlaender zeigte anfangs die Entwicklung der Verkehrsplanungen in Ost- und Westberlin auf. Er zeigte anhand der Straßenplanungen auf, wie im westlichen Teil Berlins die autogerechte Stadt geplant und umgesetzt wurde. Aber auch in östlichen Teil von Berlin wurde mit breiten Straßenmagistralen wie der Frankfurter Allee oder der Leipziger Straße die Stadt autogerecht ausgerichtet. Gleichzeitig setzte West-Berlin die Straßenbahn komplett aufgegeben und nur teilweise durch U-Bahnen ersetzt. In Ost-Berlin wurde die Straßenbahn weiterhin großflächig erhalten und modernisiert.
Norbert Rheinlaender zeigte an der Warschauer Straße mögliche Anbindungen der Straßenbahnführung über die Oberbaumbrücke auf. Anhand des neuen Berliner Mobilitätsgesetzes machte er deutlich, dass die Oberbaumbrücke für einen ausreichenden Gehweg, die notwendige Fahrradinfrastruktur und die mögliche Straßenbahn. Wenn der Senat die Brücke auch weiterhin für den motorisierten Individualverkehr offenhalte wolle, reiche die Gesamtbreite der Brücke nicht aus.
An der Oberbaumbrücke angekommen trafen sich gerade Aktive aus dem Wrangelkiez um für einen autofreien Kiez zu demonstrieren. Die Teilnehmenden am Stadtspaziergang schlugen vor, die Tour für eine halbe Stunde zu unterbrechen und mit den Aktivist*innen an der Demonstration über die Oberbaumbrücke teilzunehmen und die Reden bei der Zwischenkundgebung anzuhören. Nachdem die Demonstration über die Oberbaumbrücke gezogen war, wurde der Stadtspaziergang fortgesetzt. Der Referent zeigte die diskutierten Alternativrouten für eine mögliche Straßenbahnplanung auf. Er stellte die sieben vom Senat geprüften Routen vor und brachte als weitere Möglichkeit die Überquerung der Spree mit der neuen Straßenbahn an der Brommybrücke ins Gespräch. Er wies darauf hin, dass auf Antrag der SPD sich die Bezirksverordnetenversammlung Friedrichshain-Kreuzberg im Jahr 2007 für die Nutzung der geplanten Brommybrücke auch für Bus- und Straßenbahn ausgesprochen hatte.
Die Tour führte dann weiter durch den Wrangelkiez durch die Falckensteinstraße bis zum Görlitzer Park. Im Wrangelkiez zeigten sich die sehr unterschiedlichen Überlegungen zu möglichen Straßenbahntrassen. Auf der einen Seite wurde die Idee des autofreien Wrangelkiez aufgezeigt, auf der anderen Seite die Interessen der Fahrradfahrer sehr intensiv beleuchtet. Weiter wurden dann in den Diskussionen die verschiedenen Straßenbahnvarianten abgewogen.
Sehr kontrovers wurden alle Vorschläge für die Querung des Görlitzer Parks durch eine Straßenbahn oder eine Radschnellweg diskutiert. Die Mehrheit der Mitlaufenden war strikt gegen mögliche Zerschneidungen des Parks durch eine zusätzliche Verkehrsinfrastruktur und sprach sich für die Verlegung sowohl eines möglichen Radschnellweges als auch einer möglichen Straßenbahntrasse auf bestehende Straßen aus, die am Park vorbeiführen müsse.
Die Stadtexkursion wurde von den NaturFreunden Berlin in Kooperation mit der Berliner Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt.