25.11.2023 | Die Frage der Stellung zum Militär beschäftigt die Arbeiter*innenbewegung seit ihrer Gründung. Am 07. August 1868 hielt Wilhelm Liebknecht auf Vereinstag Deutscher Arbeitervereine in Nürnberg eine Rede zum Militär. Die Positionen von Wilhelm Liebknecht waren und sind bei den NaturFreunden bis heute wichtige Grundlage der programmatischen Entwicklung.
„Zur Wehrfrage
Unfähig, das Vaterland in der Stunde der Gefahr zu verteidigen, Werkzeug der Unterdrückung, Stütze des Unrechts, Ruin des nationalen Wohlstands - das sind die stehenden Heere. Ihre Vernichtung ist die unerläßliche Vorbedingung eines freien europäischen Gemeinwesens. Durch Reden, durch Beschlüsse wird das Übel allerdings nicht beseitigt. Wie schon gesagt, die Frage der stehenden Heere ist eine Machtfrage. Aber Reden und Beschlüsse sind darum nicht unnütz. Es gilt, die Massen in Nord und Süd, in Ost und West aufzuklären über dieses kolossale Übel, damit sie im geeigneten Moment wissen, wohin der vernichtende Keulenhieb zu fallen hat. Der Moment wird kommen. Das Übel tötet sich selbst durch seine eigene Größe; die Völker müssen es ausrotten, wenn sie ihm nicht zum Opfer fallen wollen. […] Zerreißen Sie die Schlinge der Militärverträge, … […] Und dann wird auch die „Machtfrage“ der stehenden Heere gelöst. Meine Herren, ich empfehle ihnen folgende Resolution zur Annahme:
Der Arbeitertag erklärt:
Das System der stehenden Heere, wie es sich in fast allen Ländern Europas entwickelt hat, ist eine der Hauptursachen der gegenwärtigen Geschäftsstockungen. Indem es den Völkern insgesamt ungeheuere Lasten auferlegt, die Steuern mit den Staatsschulden von Tag zu Tag erhöht, einen großen Teil der Bevölkerung in den besten und kräftigsten Lebensjahren seinem Berufe und der Produktion entzieht, ist es zugleich eine wesentliche Ursache der herrschenden sozialen Not und Massenverarmung.“
Aus: Wilhelm Liebknecht, Zur Wehrfrage, in: Bericht über den Fünften Vereinstag der Deutschen Arbeitervereine am 5., 6. und 7. September 1868 zu Nürnberg, herausgegeben vom Vorort Leipzig, Leipzig o. J., S.30-35, 2. Auflage.
aus: WanderfreundIn 03-2023