
10.07.2025 | Stuttgart/Freiburg/Köln, 09.07.2024. Auf der heute stattfindenden virtuellen Hauptversammlung der Heckler & Koch AG kritisiert das zivilgesellschaftliche Bündnis der Kritischen Aktionär*innen Heckler & Koch zunehmende Geschäfte in lax regulierten Märkten wie in den USA. Das Bündnis fordert, auch bei NATO-Ländern wie Frankreich und den Vereinigten Staaten, insbesondere bei deren Spezialeinheiten, den Einsatz von H&K-Waffen strikt auf menschenrechtliche Risiken zu prüfen.
Profite aus tödlichem US-Zivilmarkt
Während H&K-Waffen in Deutschland mit Bildern von Sicherheitskräften und Windrad-Idyll beworben werden, buhlt Heckler & Koch in den USA u.a. mit der Pistole CC9 um zivile Kundschaft. Diese kann im Alltag verdeckt getragen werden, um für „den einen Tag“ bereit zu sein („Everyday concealability, that day capability“).
„Damit unterstützt Heckler & Koch den gefährlichen Mythos, Schusswaffen würden ihre Besitzer*innen sicherer machen und dienten ausschließlich der persönlichen Selbstverteidigung. Dabei geben in den USA neunmal so viele Menschen an, Opfer einer Person mit einer Schusswaffe geworden zu sein, als durch eine Schusswaffe geschützt worden zu sein“, so Charlotte Kehne, Referentin für Rüstungsexportkontrolle bei Ohne Rüstung Leben. Sie kritisiert: „Angesichts des Leids der Betroffenen von Schusswaffengewalt und ihrer Angehörigen ist das eine zynische und gefährliche Strategie!“ Allein im letzten Jahr sind in den USA fast 17.000 Menschen durch Schusswaffengewalt getötet und über 31.000 Menschen verletzt worden. Gleichzeitig ist der Zivilmarkt in den USA für Heckler & Koch zentral und das Geschäft soll weiter gestärkt werden.
Schmuggel-Risiko an US-mexikanischer Grenze
Nicht nur die USA, auch Mexiko leidet unter einer Epidemie der Schusswaffengewalt. Heckler & Koch USA verweist weiterhin auf Waffenhändler, die von der mexikanischen Regierung beschuldigt werden, am illegalen Waffenschmuggel nach Mexiko beteiligt zu sein.
„Bereits in den vergangenen Jahren haben wir Heckler & Koch mit den damit einhergehenden Risiken konfrontiert. Anstatt sie konsequent zu meiden, verweist Heckler & Koch jedoch auf seiner US-Internetseite bei der Händler-Suche mittlerweile explizit auf drei der fünf Beschuldigten! Das widerspricht Heckler & Kochs eigener Maxime, im Zweifel lieber von einem Geschäft Abstand zu nehmen“, kritisiert Kehne. „H&K stellt offensichtlich nicht ausreichend sicher, dass innerhalb der USA verkaufte Produkte nicht nach Mexiko weitergeschmuggelt werden können. Dabei sollte der Waffenhersteller gerade angesichts seiner unrühmlichen Rolle in Mexiko ein besonderes Augenmerk darauf legen“, so Kehne.
Im Jahr 2019 wurden Ex-Mitarbeitende von Heckler & Koch wegen illegaler Waffenexporte nach Mexiko verurteilt. Gegen Heckler & Koch wurde die Einziehung von Verkaufserlösen in Höhe von rund 3,7 Mio. Euro angeordnet.
Waffen von Heckler & Koch im Dienst von menschenrechtsverletzenden Militäreinheiten
„Entgegen der vorgegebenen Demokratie- und Menschenrechtskriterien im Rahmen der ‚Grünen-Länder-Strategie‘ hat Heckler & Koch die französische Fremdenlegion mit Sturmgewehren des Typs HK416F hochgerüstet. Und das, obwohl die Légion étrangère immer wieder schwere Menschenrechtsverletzungen beging und begeht“, kritisiert Jürgen Grässlin, Bundessprecher der DFG-VK und Vorsitzender des RüstungsInformationsBüros RIB e.V.
Sturmgewehre des Typs HK416 befinden sich auch bei den US-amerikanischen Spezialeinheiten Navy SEALs im Einsatz in Krisen- und Kriegsgebieten. Ex-Soldaten werfen den Navy SEALs vor, sich zu einer „globalen-Menschenjagd-Maschine“ entwickelt zu haben, zitiert Grässlin die New York Times. Frankreich und die USA dürfen laut „Grüner-Länder-Strategie“ von H&K bisher ohne jegliche Restriktion beliefert werden.
Fehlende Verantwortung bei Rehabilitation von Kindersoldaten
Auch die Problematik der Kleinwaffen in Händen von Kindersoldaten bleibt bisher ungelöst. „In ehemaligen und aktuellen Krisen- und Kriegsgebieten – wie beispielsweise in Uganda, Sierra Leone, Sudan, Südsudan, Myanmar, Kolumbien und dem Irak – schossen bzw. schießen Kindersoldat*innen mit Gewehren von Heckler & Koch. Viele von ihnen und auch unschuldige Zivilist*innen werden durch Kleinwaffen von H&K verletzt oder getötet. Die H&K-Geschäftsführung ist bis heute nicht einmal bereit, wenigstens einen Rehabilitationsfonds speziell für Kindersoldaten und deren Opfer einzurichten“, kritisiert Tilman Massa, Co-Geschäftsführer des Dachverbands der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre.
Die Kampagne Aktion Aufschrei – Stoppt den Waffenhandel! fordert den Stopp aller Waffenexporte an menschenrechtsverletzende Staaten und Militäreinheiten.