15.09.2019 | Der Umweltarbeitskreis der NaturFreunde Berlin diskutiert seit einigen Monaten intensiv über Möglichkeiten, die Berliner City innerhalb der heutigen Umweltzone autofrei zu bekommen. Die Mitglieder sind sich einig, dass in urbanen Großräumen der motorisierte Individualverkehr mit dem Auto der Vergangenheit angehören muss. Die öffentlichen Räume auf der Straße werden heute zu großen Teilen als Fahr- und Parkspuren für Autos genutzt und damit einer sinnvollen Nutzung für die Menschen entzogen.
Die Zukunft des Verkehrs muss im öffentlichen Personennahverkehr, im Fuß- und Fahrradverkehr liegen. Hierfür wollen die NaturFreunde in den nächsten Monaten ein Aktionsprogramm erarbeiten, mit dem sie aufzeigen, welche Zwischenschritte hin zur autofreien Innenstadt gegangen werden können. Vom Berliner Senat muss hier mehr Mut eingefordert werden. Auch wenn sich der Senat die Verkehrswende vorgenommen hat, schreckt er noch immer vor einer offenen Konfrontation mit der Autolobby zurück. Die NaturFreunde können sich vorstellen, dass jedes Jahr die Parkplätze in der Innenstadt um 10 Prozent reduziert werden, eine generelle Tempo-30-Zone für die gesamte Innenstadt eingeführt wird und in einem ersten Schritt der Bereich zwischen Alexanderplatz – Torstraße – Brandenburger Tor und Leipziger Straße autofrei wird.
Ziel der Verkehrspolitik muss der grundsätzliche Rückbau von vier- und sechsstreifigen Autostraßen auf je eine Fahrspur je Richtung sein. Die freiwerdende Fläche muss für die Fußgänger*innen und Fahrradfahrer*innen und für den großflächigen Ausbau der Straßenbahn genutzt werden. Die laufende Umgestaltung der Leipziger Straße kann hierfür ein gutes Beispiel werden.
Ausdrücklich unterstützen die NaturFreunde Forderungen nach einem ticketfreien Nahverkehr oder im ersten Schritt die Einführung eines 365-Euro-Jahrestickets für alle Berliner*innen. Im Rahmen der Schaffung von Fahrradschnellwegen erwarten die NaturFreunde, dass die neuen Fahrradschnellwege ausschließlich auf bestehenden Straßen geschaffen werden und hierfür keine wertvollen Grünflächen zerstört werden. Ziel der Verkehrspolitik muss eine „Stadt für alle“ sein, in der die Menschen ihre Straßen wieder als Teil ihres Lebensumfeldes sinnvoll nutzen können.
aus: WanderfreundIn 03-2019