25.01.2018 | In der Reihe „Politik konkret“ führten die NaturFreunde Berlin eine Diskussionsveranstaltung zum Thema „Für eine neue Luftverkehrsstrategie in Berlin“ durch. Der Referent, Uwe Hiksch, machte deutlich, dass der Einsatz für eine neue Luftverkehrspolitik einen ähnlich langen Atem braucht, wie die Friedensbewegung oder die Anti-Atom-Bewegung. Hiksch kritisierte in seinem Vortrag den Fetisch der „wachsenden Stadt“, der sich in nahezu allen Politikfeldern in Berlin zeige. So werde in der Verkehrspolitik mit der „wachsenden Stadt“ mehr Straßen begründet, in der Umweltpolitik die Bebauung von wichtigen Grünflächen, in der Flughafenpolitik die ständig steigenden Passagierzahlen an den Berliner Flughäfen und in der Wohnungspolitik die steigenden Mieten. Der Referent forderte ein, dieses Dogma grundlegend infrage zu stellen, und sich für eine soziale und ökologische Stadt einzusetzen, die sich von der Vorstellung eines ständigen Wachstums löst und sich stattdessen für nachhaltige Stadtentwicklung einsetzt.
Ausdrücklich setzen sich die NaturFreunde für eine Vernetzung der unterschiedlichen Initiativen und Gruppen ein, die gegen den ständig steigenden Lärm durch die Verkehrsbelastung in den verschiedenen Bereichen kämpfen. Deshalb bleiben die NaturFreunde bei ihrer Überzeugung, dass ein Weiterbetrieb eines innerstädtischen Flughafens wie Tegel nicht infrage kommen dürfe. Der verlorene Volksentscheid sei jedoch auf die katastrophale Flughafenpolitik in Berlin zurückzuführen. Von einem rot-rot-grünen Senat könne man mindestens erwarten, dass er sich für ein generelles Nachtflugverbot von 22 Uhr bis 6.00 Uhr einsetze. Weiter erwarten die NaturFreunde von der Landesregierung, dass sie endlich gegen den zunehmenden Luftverkehr vorgehe und für Berlin eine Strategie zur Reduzierung von Luftverkehrsbewegungen unterstütze. Alleine von Berlin nach Frankfurt gehen jährlich mehr als 14 000 Flüge, obwohl die Bahn mit dem Sprinter in weniger als drei Stunden nach Frankfurt komme. Die NaturFreunde setzen sich für ein Verbot von innerdeutschen Flugverkehr ein. Ein solches Verbot von Kurzstreckenflügen müsse europaweit durchgesetzt werden, da heute bereits etwa 40 Prozent aller Personenkilometer im Weltflugverkehr über mittlere und kurze Distanzen stattfinden.
Die NaturFreunde setzen sich für eine grundsätzlich neue Verkehrspolitik ein und fordern deshalb ein generelles Verbot von Kurzflügen unter 800 Kilometern. ‚Von den 470 000 Flugbewegungen in Frankfurt finden fast 240 000 zu Destinationen statt, die unter 1000 km entfernt sind. Aber auch das stetig zunehmende Luftfrachtaufkommen muss wieder mehrheitlich auf Schiene und Containerschiffe verlagert werden. Die NaturFreunde setzen sich für die massive Einschränkung der Versendung von Waren per Luftfracht ein und wollen diese auf das notwendigste beschränken. Hierfür fordern die NaturFreunde die Einführung einer Luftverkehrsabgabe, welche die realen sozial-ökologischen Kosten des Luftverkehrs widerspiegelt. Weltweit müsse es weiter darum gehen, ein generelles Nachflugverbot an allen Flughäfen zum Schutz der dort wohnenden Menschen durchzusetzen.