04.06.2017 | NaturFreunde: Berlin braucht eine neue „NOlympia-Bewegung“
Zur aktuellen Diskussion um eine mögliche Olympia-Bewerbung Berlins 2024/2028 erklärt der stellv. Landesvorsitzende der NaturFreunde Berlin, Uwe Hiksch:
Berlin, 18.06.14 – „Berlin braucht kein Megaevent wie die Olympischen Spiele, Berlin braucht stattdessen ausreichende Mittel zum Ausbau der maroden Sportinfrastruktur für den Breitensport.“ Wenn der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit erklärt, dass „Berlin für die Olympischen Spiele bereit stehe“, scheint er die Stimmungslage in Berlin völlig zu verkennen.
Berlin hat einen riesigen Investitionsbedarf für Schul- und Breitensportstätten. Im 4. Sportbericht des Berliner Senats wird ausgeführt, dass „viele der Sportanlagen in baulicher, sicherheitstechnischer und sportfunktionaler Hinsicht teilweise erhebliche Mängel aufweisen, so dass ihr Bestand nicht als gesichert bezeichnet werden kann“. Der Berliner Landessportbund geht von einem Sanierungsbedarf für die Berliner Sportanlagen von mehr als 300 Millionen Euro aus. Hierfür fehlen dem Land Berlin jedoch die finanziellen Mittel.
Berlin kann die notwendigen Investitionen für den Breitensport nicht annähernd finanzieren. Für das Sportstättensanierungsprogramm 2014 hatten die Bezirke beim Senat 16 Sportplätze, 24 Sportplatzgebäude und 15 Sporthallen sowie zwei Sondersportanlagen angemeldet. Insgesamt wurden dafür Investitionen in Höhe von 13,15 Millionen Euro veranschlagt. Genehmigt wurden jedoch für das Jahr 2014 nur 9 Millionen Euro. Dadurch müssen dringend notwendige Sanierungsprojekte wieder verschoben werden.
Weiter Uwe Hiksch: „Wenn die notwendigen finanziellen Mittel für die Beseitigung des riesigen Sanierungsstatus an den Schulen nicht endlich zur Verfügung gestellt werden, besteht die Gefahr, dass der Sport an den Berliner Schulen weiter eingeschränkt bleibt und die sportliche Bildung der jungen Menschen eingeschränkt bleibt. Gleichzeitig wird durch fehlende Investitionen in die Barrierefreiheit die Inklusion von Menschen mit Behinderung in den sportlichen Schulalltag massiv beeinträchtigt.“
Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg hat in seiner Antwort auf die Anfragen zur „Aufgabe von Sportflächen nach § 7 Absatz 2 Sportförderungsgesetz“ des Abgeordnetenhauses ausgeführt, dass „im Bezirk ein genereller Mangel an Sportflächen besteht, der bei näherer Betrachtung der einzelnen Regionen sehr unterschiedlich ausgeprägt ist. Eine Analyse des baulichen Zustandes der Bestandssportflächen hat zudem ergeben, dass viele bezirkliche Sportanlagen teilweise erhebliche Mängel in baulicher, sicherheitstechnischer und sportfunktionaler Hinsicht aufweisen“. Weiter in der Antwort: „Ein Großteil der Sportanlagen stammt aus den 50-iger Jahren; bei vielen dieser Anlagen besteht erheblicher Sanierungsbedarf“ (Bezirksamt Tempelhof-Schöneberg, Abteilung Bildung, Kultur und Sport vom 28.05.2014).
Dazu Uwe Hiksch: „Klaus Wowereit hat aus den Erfahrungen seiner gigantischen Investitionsplanungen nichts gelernt. Spätestens die Planungen für seine Mega-Bibliothek auf dem Tempelhofer Feld und das Ergebnis des Volksentscheides zum Tempelhofer Feld hätten ihm die Stimmungslage in Berlin deutlich machen müssen.“
Die NaturFreunde Berlin lehnen eine Olympiabewerbung Berlins kategorisch ab. Sollten sich die Bewerbungsvorstellungen weiter konkretisieren, braucht Berlin eine neue „NOlympia-Bewegung“. Die NaturFreunde Berlin werden sich aktiv daran beteiligen.
In Berlin sind mehr als 550 000 Menschen in den Sportvereinen organisiert. Die NaturFreunde erwarten vom Berliner Senat, dass endlich für die Interessen des Breitensports mehr Mittel zur Verfügung gestellt und alle „hochtrabenden Pläne für Olympia 2022“ in Berlin aufgegeben werden.
Die NaturFreunde Berlin fordern die Fraktionen im Abgeordnetenhaus auf,
- alle Pläne für eine Olympia-Bewerbung Berlins sofort aufzugeben;
- die Mittel für den Breitensport deutlich zu erhöhen;
- die Investitionsmittel für die notwendigen Investitionen in die Sanierung von Sportstätten für den Schul- und Breitensport von derzeit 9 Millionen auf 20 Millionen Euro pro Jahr zu erhöhen.