12.04.2021 | Presseerklärung:
NaturFreunde Berlin: Abrissvorhaben Pandion Pollux in der Persiusstraße ignoriert Artenschutzrecht und muss sofort gestoppt werden
NaturFreunde kündigen rechtliche Schritte bei Nichteinhaltung des Artenschutzrechts an
Jedes Jahr zur Vogelbrutzeit ereignen sich dieselben Dramen: Bauleute zerstören die Nistplätze gesetzlich geschützter Tierarten. Oftmals werden die darin nistenden Vögel und ihre Jungtiere im Bauschutt erschlagen oder eingemauert, sodass sie qualvoll sterben. Wer überlebt, findet an den neuen, glatten Fassaden keinen Brutplatz mehr. Ein aktuelles Beispiel für dieses inakzeptable Vorgehen sind die Abrissarbeiten an den Gebäuden in der Persiusstraße.
Die NaturFreunde Berlin fordern, dass der stattfindende Abriss von Gebäuden in der Persiusstraße sofort gestoppt werden muss, da gesetzlich geschützte Brutplätze von Gebäudebrütern nachgewiesen wurden. Nach geltendem Naturschutzrecht bedarf es zur Zerstörung von Brutplätzen einer behördlichen Genehmigung und es muss Ersatz geschaffen werden. Gelege und Tiere dürfen nicht beschädigt bzw. getötet werden. Die Berliner Gebäudebrüter-Verordnung sieht vor, dass vor Baubeginn die Brutplätze erfasst und durch künstliche Nisthilfen ersetzt werden müssen.
Sollten die Abrissmaßnahmen während der Brutzeit nicht sofort gestoppt werden, werden die NaturFreunde Berlin die Erwirkung einer einstweiligen Verfügung zur Durchsetzung des Artenschutzrechtes beantragen.
Abriss in der Brutzeit verletzt das Tötungsverbot
Beim Abriss der Gebäude in der Persiusstraße wurde offensichtlich ohne Berücksichtigung des Naturschutzrechts geplant und damit wurden Missstände, Verzögerungen und Baustopps in Kauf genommen, die mit zeitiger Planung leicht hätten vermieden werden können.
Die NaturFreunde fordern alle Bauwilligen und Genehmigungsbehörden auf, die Gesetze zum Tier- und Naturschutz einzuhalten und sensibel vorzugehen, um unsere tierischen Nachbarn zu schützen.
Weiter die NaturFreunde Berlin: „Über die aktuellen Abrissmaßnahmen in der Persiusstraße wurden wir durch Hinweise von Bürger*Innen informiert. Mit dem derzeitigen Abriss wird das Naturschutzrecht gebrochen. Das ist nicht hinzunehmen. Haussperlinge, Mauersegler, Schwalben, Hausrotschwänze sind nach § 44 Bundesnaturschutzgesetz und EG-Vogelschutzrichtlinie ganzjährig besonders geschützte Tierarten!
Ihr Schutz und schnelles Eingreifen bei Gesetzesverstößen sind dringend geboten! Demnach muss bei Baumaßnahmen die Beeinträchtigung oder Zerstörung ihrer Fortpflanzungs- und Ruhestätten vermieden werden.“
Deshalb fordern die NaturFreunde: Solange keine Schutzmaßnahmen ergriffen wurden, besteht auch keine Planungssicherheit für die Bauauftraggeber*innen, daher muss der Abriss erstmal gestoppt werden. Schutzmaßnahmen und ein Konzept für Nisthilfen als ökologischem Ausgleich sind ohne größeren Aufwand umzusetzen. Wenn diese jedoch nicht umgesetzt oder mitgeplant werden, darf ein Abriss in der Brutzeit nicht stattfinden.
Gebäudebrüter sind standorttreu und deren Quartiere sind bereits lange vor Baubeginn feststellbar. Es bedarf eines städtebaulichen Konzepts, das die Erhaltung dieser typischen urbanen Vogelarten sichert, denn Naturerleben ist ein Bestandteil städtischer Erholung und Lebensqualität. In vielen Städten sind Gebäudebrüter bereits verschwunden. Dabei ist Artenschutz und Bauen bei rechtzeitiger Planung gut vereinbar. Natur- und Artenschutz muss grundsätzlich bei allen Bauarbeiten und Planungen von Anfang an berücksichtigt werden!
Veröffentlichungsfähige Bilder stellen wir Ihnen auf Anfrage gern zur Verfügung.
In der Anlage finden sie die Eingabe an die Behörden im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg, die von aufmerksamen Bürger*innen erarbeitet wurde.
Für Rückfragen:
Angela Laich (Mitglied in der „AG Artenschutz bei Bauvorhaben“ der NaturFreunde Berlin und Sprecherin Bündnis StadtNatur in K61), Tel.: 030-91544790
Lothar Eberhardt (NaturFreunde Friedrichshain-Kreuzberg), Tel.: 0176 429 32 610
Uwe Hiksch (NaturFreunde Berlin), hiksch@naturfreunde.de, Tel.: 0176-62015902