10.07.2023 | Mit dem Erlass des Reichsführers SS Heinrich Himmler vom 16. Dezember 1942 (sog. Auschwitz-Erlass) wurde die Deportation der innerhalb des Deutschen Reichs lebenden Sinti*ze und Rom*nja angeordnet. Ziel war, sie als Minderheiten komplett zu vernichten. Seit Anfang 1943 wurden die Mehrheit der im Deutschen Reich lebenden Rom*nja und Sinti*ze nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Heute schätzt man, dass etwa 500 000 Menschen mit Zügen in die faschistischen Vernichtungslager transportiert wurden. Nur eine Minderheit überlebte.
Nach Schätzung von Historiker*innen wurden allein in Berlin etwa 1.000 Rom*nja und Sinti*ze von den Faschisten verschleppt und ermordet. In Berlin gibt es nur zwei Orte mit Stolpersteinen, mit denen Menschen aus der Sinti*ze und Rom*nja-Gemeinschaft explizit geehrt werden: die Stolpersteine für Familie Adler (Hamburger Straße 40) und den Stolperstein für Rukelli Trollmann (Fidicinstr. 2).
Als eine Organisation, die aus der Geschichte der Arbeiter*innenbewegung kommt, in der Zeit des Faschismus verboten wurde und Tausende von Mitgliedern verloren hat, die in den faschistischen Konzentrationslagern ermordet wurden, ist den NaturFreunden heute eine Auseinandersetzung mit der Geschichte und das Pflegen einer Erinnerungs- und Gedenkkultur besonders wichtig. Deswegen wollen die NaturFreunde Berlin eine Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen starten, damit der Opfergruppe der Sinti*ze und Rom*nja in Berlin angemessen gedacht wird. Gleichzeitig wollen die NaturFreunde Berlin ein entsprechendes Gedenken organisieren und auch daran zu erinnern, dass heute Antiziganismus alltäglich ist und der Kampf der Sinti*ze und Rom*nja für Gleichberechtigung und Würde immer noch weitergeht.
Margarita Mileva
aus: WanderfreundIn 01-2023