01.10.2017 | Die Organisation "denkhausbremen" hat eine Broschüre vorgelegt, in der sie Interviews mit aktiven und ehemaligen Funktionär*innen der großen Umweltverbände geführt hat. Für die NaturFreunde Deutschlands wurde der Bundesvorsitzende Michael Müller interviewt. Die Interviewreihe beleuchtet den Einfluss der wachstumskritischen Debatte auf die Umweltverbände. Hier zeigt sich, dass das in den meisten Parteien und gesellschaftlichen Großorganisationen noch immer vorhandene Wachstumsparadigma von den Umweltverbänden kritisch gesehen wird. Interessant ist auch, dass nahezu alle Interviewten den Zusammenhang von sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Gerechtigkeit deutlich benennen.
Weiter Michael Müller: "Die NaturFreunde waren schon vor dem Bericht des Club of Rome in dieser Richtung unterwegs und haben ihren ersten Beschluss zum Ausstieg aus der Atomenergie bereits 1953 gefasst. Ausgehend von der Debatte um Militärwaffen haben die NaturFreunde auch die zivile Nutzung gesehen und gesagt: Nein zur Atomenergie. Bei unserer ersten großen Umwelt-Demonstration 1961 anlässlich der Bundesgartenschau in Stuttgart gingen 30 000 Menschen gegen die Ausbeutung der Natur und gegen die Ausbeutung der Menschen auf die Straße. Sie richteten sich dabei auch gegen das Fortschrittsverständnis der Linearität, gegen die Philosophie einer ständigen Vorwärtsbewegung der Gesellschaft, die im jüdisch-christlichen Glauben in Europa ihren Ursprung hat. Dieses Verständnis von Fortschritt haben wir schon damals, Anfang der 60 er Jahre, als falsch angesehen."
NaturFreunde-Vorsitzende Michael Müller wünscht sich, dass sich die Verbände gemeinsam noch stärker politisch einmischen: Er ruft sie dazu auf, eine Art APO, also außerparteiliche Opposition zu bilden und die politischen Parteien beim Thema Wachstum stärker unter Druck zu setzen.
Die Interviewreihe hat denkhausbremen im Rahmen des Dialog Degrowth initiiert. In diesem vom Umweltbundesamt geförderten Projekt tauschen sich Umweltverbände mit wachstumskritischen Initiativen aus und erarbeiten gemeinsam konkrete Lösungsansätze für soziale und ökologische Zukunftsfragen. Befragt wurden Fachleute von NaturFreunde, BUND, Deutscher Naturschutzring, Greenpeace, NABU und WWF.