07.05.2018 | Wer mit offenen Augen durch Berlin geht, sieht Armut in allen Straßen und Orten in Berlin. Menschen die als Obdachlose unter Brücken und in Hauseingängen schlafen müssen, Rentner*innen die in Mülleimern nach Flaschen suchen, Menschen die auf der Straße und in den Bahnen um Geld betteln oder die verschiedenen Obdachlosenzeitungen verkaufen. Im Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrsverbandes wird darauf hingewiesen, dass die Armut auf einem neuerlichen Rekordhoch gestiegen ist. Betroffen von Armut sind vor allem Alleinerziehende (43,8 %), Familien mit drei und mehr Kindern (25,2 %), Erwerbslose (59 %), Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau (31,5 %) und Menschen mit Migrationshintergrund (27,7 %).
Bundesweit erreicht die Armutsquote einen Anteil von 15,7 Prozent, dass sind fast 13 Millionen Menschen. Berlin ist besonders von Armut betroffen. In keinem Bundesland hat der Anteil der Armen so stark zugenommen wie in Berlin. In Berlin hat der Anteil der Armen um 12 Prozent auf 24,8 Prozent zugenommen.
Auf der anderen Seite gibt es zunehmenden Reichtum. Statistisch gesehen besitzt jede/r Einwohner*in in Deutschland 214 500 Euro. Global wird das Vermögen auf 240 Billionen Euro geschätzt. Weniger Hyperreiche besitzen dabei mehr Vermögen als 50 Prozent der Weltbevölkerung. Diese Entwicklung ist nicht akzeptabel. Deshalb ist es auch nicht nachvollziehbar, warum im Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung das Wort „Reichtum“ nicht vorkommt.
Die NaturFreunde sind Gründungsmitglied im Bündnis „Reichtum umverteilen“ und setzen sich für eine Vermögenssteuer und eine Vermögensabgabe ein. Mit dieser Reichensteuer wollen die NaturFreunde erreichen, dass endlich die Reichen zur Finanzierung des Sozialsystems herangezogen werden. Die letzten Bundesregierungen haben genau das Gegenteil getan: Die Repressionen gegen Arme, Hartz IV-Empfänger*innen und Arbeitslose nehmen zu, in immer mehr Städten wird gegen Arme und Bettler*innen vorgegangen. Auf der anderen Seite werden die Reichen immer reicher. Damit muss Schluss sein!
Die NaturFreunde werden deshalb mit dem Bündnis „Reichtum umverteilen“ weiterhin Druck ausüben, damit endlich mehr Verteilungsgerechtigkeit durchgesetzt wird, der Ausverkauf der öffentlichen Infrastruktur beendet wird und der Reichtum der wenigen Hyperreichen endlich umverteilt wird.
Den Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrsverband findet Ihr hier: https://www.isl-ev.de/attachments/article/1726/armutsbericht-2017_aktuell.pdf
Uwe Hiksch
aus: WanderfreundIn 01-2018