12.08.2023 | "Die Herren sollten besser aufs Land ziehen!" schrieb "Blumen Oase" erbarmungslos liebevoll auf Facebook. Das war eine erste Reaktion, nachdem wir zwei nackte Parklet-Gerippe im Dezember 2021 errichtet hatten. Wir? Das ist die Initiative Nachbarinnen & Nachbarn der Fritschestraße. Die Berliner wollen mehr Grün in der Stadt und wir 80 Anwohner*innen zeigen, wie’s geht: mit Bänken, Beeten, Baumscheiben.
In einer dichten Stadt wie Berlin machen wir einen Deal: Wir sind bereit, hohe Mieten zu zahlen, um in briefmarkengroßen Wohnungen zu leben, weil die Stadt unser Wohnzimmer, unsere Küche und unser Esszimmer ist. Unsere öffentlichen Parks und Straßen sind die Räume, in denen wir aus den Blasen unseres Lebens heraustreten und unsere Nachbar*innen treffen.
Die Schönheit der Straße zu erkennen und ihr noch mehr Raum zu geben - das war und ist unser eigentliches Anliegen. Unsere 14 Baumscheiben, 2 Parklets und unzählige Blumentöpfe bieten den Pflanzen eine Bühne, uns zu beglücken, uns zu berühren. Es geht um Atmosphäre. Wir möchte, dass sich die Menschen in unserer Straße verlieren, statt einfach nur hindurchzulaufen. Alles ist wunderbar wild inspiriert. Wenn es gelingt, bietet unsere Straße eine schöne Erholung von der Hektik der Stadt.
Und es scheint zu gelingen. Im "Mini-Bauernhof" werden Mangold, Chili & Tomaten geerntet. Am "Mini-Park“, unser zweites Parklet, entsteht ein Dorfplatz auf dem Bürgersteig. Im Mai und November gibt es jeweils ein Fest. Und die Bank im Parklet müsste eigentlich länger sein, weil sie so häufig genutzt wird. Darüber hinaus haben jetzt auch noch zwei Wildbienen-Kolonien im "Bienenhotel" eingecheckt.
Fazit: die Fritschestraße ist Schnittstelle von Grün, Kunst & Kultur und ein Ort, an dem Fremde zu Nachbar*innen werden. Parklet rocks! Kommen Sie uns gerne mal besuchen. Wir sind jetzt nämlich doch nicht aufs Land gezogen….
Jörg Winners und Hans Jürgen Zschäbitz
aus: WanderfreundIn 02-2023