24.01.2019 | Die deutsche Agrarpolitik ist gescheitert. Durch die einseitige Orientierung der Landwirtschaft auf den weltweiten Export von Lebensmittel werden bäuerliche Betriebe sowohl in den Staaten der Europäischen Union als auch in den Staaten des globalen Südens zerstört. Die NaturFreunde finden sich mit dieser ökologisch und sozial unverantwortlichen Landwirtschaftspolitik nicht ab. Seit 2011 gehen sie jedes Jahr gemeinsam mit vielen Organisationen zur „Wir haben es satt“-Demonstration auf die Straße um anlässlich der Grünen Woche in Berlin eine neue Agrarpolitik einzufordern.
Die Bundesregierung feiert, dass zwischenzeitlich etwa ein Drittel der Gesamtproduktion der deutschen Landwirtschaft in den Export geht. Die bisherige Landwirtschaftspolitik hat jedoch nur dazu beigetragen, dass die Philosophie des „Wachsen oder Weichen“ in der Agrarpolitik bis heute die dominierende Ausrichtung ist. Das Ergebnis dieser Politik ist: Größe zählt – wer zu wenig Flächen bewirtschaftet, muss schließen.
Für die Produzent*innen in den Staaten des globalen Südens ist die Agrarpolitik der Europäischen Union zerstörerisch. Immer mehr Produzent*innen sind gezwungen, ihre landwirtschaftlichen Betriebe aufzugeben und wegen fehlender Alternativen in die großen urbanen Zentren abzuwandern. So leiten die Geflügelbetriebe in Westafrika seit vielen Jahren unter den Billigexporten aus der Europäischen Union. Auch die Milchwirtschaft in Afrika wird durch Milchpulver von Nestlé oder durch Tomatenmark aus Italien zum Aufgeben gezwungen. Die bäuerlichen Betriebe in der Region haben keine Chance gegen die hochsubventionierte europäische Landwirtschaft.
Gleichzeitig zerstört diese exportorientierte Agrarpolitik die Arbeits- und Lebensgrundlage für immer mehr bäuerliche Betriebe. Seit 1970 sind in Deutschland mehr als 900 000 landwirtschaftliche Betriebe verlorengegangen. Durch den Wegfall der Milchquote im Frühjahr 2015 mussten bisher fast 6000 Milchbäuer*innen aufgeben. In den Jahren zwischen 2013 und 2016 hat die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe um etwa 3,4 Prozent (etwa 9 600 Betriebe) abgenommen.
Durch die zunehmende Konzentration der Saatguthersteller wird eine Marktmacht aufgebaut, die Bäuer*innen immer mehr zu Sklaven der transnationalen Konzerne macht. Durch die Fusion von Bayer und Monsanto entstehen Megakonzerne, die ihre Marktmacht vom Acker bis zum Teller durchsetzen können. Die Konsequenzen dieser Entwicklung führen zu immer mehr Lebensmittel-Skandalen, fördern den Einsatz von Glyphosat und Antibiotikaresistenzen und führen zu einem Verlust der Artenvielfalt. Gentechnik, verschmutztes Trinkwasser und die Durchsetzung von Patenten auf Pflanzen und Tiere sind die Folge.
Dem stellen wir uns entgegen und fordern: „Wir haben Agrarindustrie satt!“. Gemeinsam gehen wir für gutes Essen, eine klimagerechte Landwirtschaft und den Erhalt der bäuerlichen Betriebe auf die Straße. Wir machen deutlich: Essen ist politisch! Deshalb fordern wir, dass Subventionen nur noch für umwelt- und klimaschonende Landwirtschaft gegen werden dürfen.
Gemeinsam sehen wir uns am Samstag, 19. Januar 2019 um 12.00 Uhr vor dem Brandenburger Tor um gemeinsam für Ernährungssouveränität und gerechten Welthandel zu demonstrieren.
aus: WanderfreundIn 04-2018