22.06.2023 | Anlässlich des 90. Jahrestags der Deutschen Meisterschaft im Halbschwergewicht im Sommergarten der Berliner Bockbrauerei, bei der Johann ‚Rukeli‘ Trollmann die Deutsche Meisterschaft gewann, führten die NaturFreunde Berlin eine Gedenkveranstaltung am Stolperstein und der Gedenkstele für Johann Trollmann durch. Uwe Hiksch vom Landesvorstand der NaturFreunde eröffnete die Veranstaltung. Er wies darauf hin, dass die NaturFreunde seit ihrer Gründung ein antifaschistischer Verband sind. Viele tausende NaturFreund*innen wurden von den Faschisten verfolgt, eingesperrt in KZ’s verschleppt und ermordet. Für die NaturFreunde ist der Schwur von Buchenwald „Nie wieder Faschismus, Nie wieder Krieg“ eine der Grundüberzeugungen. Gerade auch als Sportverband wollen die NaturFreunde an die Sportler*innen erinnern, die aufgrund der rassistischen und politischen Ideologie der Nazis verfolgt und ermordet wurden.
Lothar Eberhardt von den NaturFreunden Friedrichshain-Kreuzberg hielt die Gedenkrede. Er zeigte das Leben von Johann ‚Rukeli‘ Trollmann auf und erinnerte an den langen Weg bis zum würdigen Gedenken an der Bockbrauerei in Kreuzberg.
Johann ‚Rukeli‘ Trollmann
Am 9. Juni 1933 kämpfte Johann ‚Rukeli‘ Trollmann im Sommergarten der Berliner Bock-Brauerei gegen Adolf Witt und gewann den Kamp verdient. Die Nazis verlangten jedoch vom Ringrichter, dass er den Kampf als unentschieden wertete, da sie nicht hinnehmen wollten, dass ein Sinto die Deutsche Meisterschaft gewinnt. Nur aufgrund des massiven Protestes des Publikums wurde Johann ‚Rukeli‘ Trollmann die Deutsche Meisterschaft zuerkannt.
Dieser Sieg wurde Johann Trollmann gleichzeitig zum Verhängnis. „Sein Sieg stellte für die Nationalisten eine Bedrohung da, denn Rukeli Trollmann demontierte das Bild von der körperlich überlegenden arischen Rasse.“[i] Rukeli Trollmann konnte den Meistertitel offiziell jedoch nur acht Tage tragen. Er erhielt „einen Brief des Boxverbandes, in dem Ihn mitgeteilt wurde, dass ihn der deutsche Meistertitel wieder aberkannt wird, da beide Boxer ungenügende Leistungen erbracht hätten.[ii]
Johann wächst in ärmlichen Verhältnissen mit acht Geschwistern in der Altstadt von Hannover auf. Mit acht Jahren steigt er erstmals in den Boxring und wird als Talent erkannt. Er gewinnt eine Vielzahl von Kämpfen und hofft 1928 für die Olympischen Spiele nominiert zu werden. „Im Jahre 1928 strich der Verband unter fadenscheinigen Begründungen seinen Namen aus der deutschen Liste für die olympischen Spiele in Amsterdam und schickte stattdessen einen Kontrahenten, der gegen Rukeli Trollmann, damals immerhin Norddeutscher Meister, schon wiederholt verloren hatte. Er wechselte im Januar 1929 daraufhin von Heros-Eintracht zu dem bekanntesten Arbeiter-Sportverein Hannover, dem BC Sparta Linden.“[iii]
Im Juni 1942 wurde Johann „Rukeli“ Trollmann verhaftet und in das KZ Neuengamme gebracht, in dem er am 9. Februar 1943 von den Nazis ermordet wurde. Am 9. Februar 1943 wurde er gezwungen gegen einen Kapo des Konzentrationslagers zu kämpfen, den er besiegte. Der Kapo erschlug Johann Trollmann aus Rache mit einem Knüppel. Im Totenbuch des Konzentrationslagers wurde dann behauptet, dass Johann Trollmann an Herz- und Kreislaufversagen gestorben sei.
Auch nach der Zeit des Faschismus wurde Rukeli Trollmann der Deutsche Meistertitel nicht wieder zuerkannt. Erst im Jahre 2003 hat der Bund Deutscher Berufsboxer Rukeli Trollmann den Deutschen Meistertitel nach zahlreichen Forderungen und Protesten nachträglich wieder zuerkannt.
Die NaturFreunde Berlin setzen sich dafür ein, dass das Andenken von Johann ‚Rukeli‘ Trollmann im Berliner Stadtbild präsenter wird. Sie können sich vorstellen, dass eine Schule und eine Straße nach Rukeli Trollmann benannt wird.
Quellen:
[i] Lebenslauf Johann „Rukeli“ Trollmann, in: Rukeli Trollmann e.V., ohne Datum, siehe: https://rukeli-trollmann.de/
[ii] Lebenslauf Johann „Rukeli“ Trollmann, in: Rukeli Trollmann e.V., ohne Datum, siehe: https://rukeli-trollmann.de/
[iii] Lebenslauf Johann „Rukeli“ Trollmann, in: Rukeli Trollmann e.V., ohne Datum, siehe: https://rukeli-trollmann.de/