06.06.2022 | Es ist September, Ethikunterricht: „Sozialpraktikum“, sagt unsere Ethiklehrerin. „Drei Tage soziale Einrichtung, Kita oder so was“. Es ist November geworden, ich bin spät dran mit Bewerbungen. Altenheim? Nein. Kita? Nein. Irgendein Naturschutzverein? Okay. Ich setze mich an den Rechner, brauche eine Stunde, schreibe an den NABU: „Ich interessiere mich für die Erhaltung der Natur, besonders in einer Großstadt wie Berlin.“ Die unkreative Antwort vom NABU: „Wir nehmen nur Pflichtpraktikanten im Studium auf. Probieren Sie es doch bei den NaturFreunden Berlin.“ Also copypaste ich die komplette E-Mail und setzte statt NABU NaturFreunde ein. Ich hoffe, ich komme damit durch. Dann die Antwort: Ich bin angenommen.
Januar, fünf Tage vor Winterferien. Der letzte wirkliche Schultag ist zu Ende und morgen: Sozialpraktikum. Als ich das Büro am 25.1. um 10 Uhr betrete, sagt der mich begrüßende Mitarbeiter: „Hallo. Leider habe ich erst vor 15 Minuten erfahren, dass du kommst.“ Deshalb lese ich zuerst Flyer über NaturFreundehäuser, Klimakatastrophen, soziale Benachteiligung und die Sportvereine der NaturFreunde. Interessante Aufzählung, nicht? Klimakatastrophen, soziale Benachteiligung und Sportvereine. Bis der, wie ich es verstehe, Büroleiter dazukommt. Er sagt mir, dass ich etwas in meiner Bewerbung erwähnt hätte von Artikel schreiben. Ups, denke ich. Ich sollte aufhören, Floskeln in meiner Bewerbung zu verwenden. „Gerne würde ich einen Artikel in der Schülerzeitung über den Nabu die NaturFreunde schreiben.“ Doch für irgendetwas muss sich meine Recherche ja lohnen. Die restlichen vier Stunden sitze ich an dem Artikel und schreibe.
Zweiter Tag. Ich lasse den Artikel Korrektur lesen. Ein paar Kleinigkeiten und der Artikel ist auf der Website. Und jetzt? Zwischendrin höre ich immer wieder ein paar Wortfetzen. Klar, es geht um die Projekte, aber auch darum: „Wo sind die Belege?“ „Ich hatte sie dorthin– Dort ist sie aber nicht!“ Jetzt schreibe ich einen Artikel über das Sozialpraktikum für die WanderfreundIn. Ich weiß nicht, ob diese Art von Artikel gewünscht war. Und das soll nicht wie das Ende eines Deutschaufsatzes klingen, aber: Zusammenfassend (es ist erst Tag 2 von 3…) denke ich, dass ich bei meinem Sozialpraktikum vieles über die NaturFreunde gelernt habe, und jetzt die Arbeit von sozialen Organisationen besser schätze.
Jakob Alisch
aus: WanderfreundIn 01-2022