17.06.2020 | Die Corona-Pandemie hält Honduras fest im Griff. Der seit dem 16. März 2020 verhängte Ausnahmezustand und Quarantänebeschränkungen führten zu Massenentlassungen in den für den Weltmarkt produzierenden Fabriken. Dazu kommt der Wegfall der Einnahmen für 58 Prozent der Honduraner*innen, die im informellen Sektor arbeiten. Zu „normalen“ Zeiten haben diese Menschen es kaum geschafft ihren täglichen Lebensunterhalt zu sichern.
Das herunter gewirtschaftete Gesundheitswesen ist nicht in der Lage der Versorgung der Erkrankten adäquat zu garantieren. Es fehlt an hygienischen Schutzausrüstungen für das medizinische Personal, an Tests und intensivmedizinischen Geräten. Der Verbleib der mehreren Hundertmillionen US-Dollar, die zur Bekämpfung der Pandemie dem Regime durch die panamerikanische Gesundheitsorganisation und multilateraler Banken zur Verfügung gestellt wurde, ist unklar.
Was jedoch in Honduras gut zu funktionieren scheint, ist die Fortführung des Ausverkaufs natürlicher Ressourcen. Während der Krise veröffentlichte das Umweltministerium eine Erklärung über ein geschaffenes Online-Portal, durch das Unternehmen Umwelt- und Betriebsgenehmigungen erwerben, um Flüsse, Wälder und Bodenschätze ausbeuten zu können. Victor Fernández, Anwalt der Nichtregierungsorganisation MADJ äußert sich dazu: „Es gibt keine Umweltkontrollmechanismen für diese Projekte und dem Privatsektor wird ein Blankoscheck ausgestellt. Bisher hat sich der Privatsektor gegenüber den Gemeinden als verantwortungslos verhalten.“ Der Tagebau hat in Honduras zu Umweltverschmutzung und Kontaminierung des Grundwassers mit Zyanid geführt. Mit dem massiven illegalen Holzeinschlag auf indigenem Territorium kam es zu Morden führender Gemeindemitglieder, die bisher straffrei geblieben sind. „Die Gemeinden und Organisationen haben keine Möglichkeit sich gegen diese extraaktivistischen Projekte auszusprechen und auf die Einhaltung von Umweltbestimmungen hinzuweisen. Der jetzige Ausnahmezustand setzt mit diesem Portal für betroffene Gemeinden bestehende Garantien aus. Uns bleibt der Prozess des Widerstandes, der Bewusstmachung in den Gemeinden, des Studiums und der Arbeit an einem alternativen, humaneren Modell“, schlussfolgert Fernández.
Daniela Dreißig
aus: WanderfreundIn 02-2020