06.12.2022 | Gemeinsame Presseerklärung der NaturFreunde Berlin und des Bündnis Stadtnatur in K61 zur Neubepflanzung am Mehringdamm Ost
Zur aktuellen Entwicklung am Mehringdamm-Ost erklären die NaturFreunde Berlin und das Bündnis Stadtnatur in K61:
Neugestaltung des Mehringdamms zwischen Gneisenaustraße und Bergmannstraße nicht akzeptabel-
Am Mehringdamm zwischen der Geneisenaustraße und der Bergmannstraße gab es alte Hochbeete mit einer üppigen Bepflanzung, die eine gute Biotopverbindung darstellte. Von April bis Juli schirmte diese Bepflanzung mit ihren hohen Büschen und Sträuchern die Fußgänger vor Straßenstaub und Straßenlärm ab.
Die alte Bepflanzung war voller Insekten, war attraktiv als Versteck und Nahrungsfläche für Singvögel und letztlich waren die Sträucher die Lebensstätten der Haussperlinge, die standorttreu unter den Dächern der Altbauten nisten. Anwohnende saßen auf den alten Bänken und freuten sich an den blühenden Sträuchern im Frühjahr, beobachteten das muntere Treiben der Haussperlinge und lauschten Amsel & Co. Durch die Sanierungsarbeiten in diesem Bereich wurden die Hochbeete radikal zerstört und die bisherigen Schutzräume weggenommen.
Die Folge dieser Maßnahme ist, dass viele Insekten und Singvögel nicht mehr da sind. Die heute noch dort lebenden Haussperlinge überlebten zum Teil, da durch den intensiven Einsatz der Aktiven von NaturFreunden und Bündnis Stadtnatur einige Teilhochbeete erhalten werden konnten, in denen heute die Haussperlinge Zuflucht finden. Der Rest musste sich auf der Mittelinsel auf dem Mehringdamm in Straßenlärm und Abgas neu zurechtfinden. Ihre Überlebensbedingungen sind äußerst ungünstig.
Vorschläge wurden nicht aufgegriffen
Bei der Umgestaltung wurden Sitzgelegenheiten für Anwohnende ebenfalls nicht in die Neuplanung integriert, so dass Sitzen nur noch zu kommerziellen Zwecken möglich ist. Nach Veröffentlichung der Pläne für die Neugestaltung im Juli 2021 setzten sich die NaturFreunde Berlin und das Bündnis Stadtnatur in K61 für eine Veränderung der Pläne mit einer größeren
Entsiegelungsfläche als geplant ein und forderten die Wiederanpflanzung von Sträuchern in entsprechender Größe und Anzahl in diesem Bereich. Damit sollte die Habitatfunktion und der Grünzug wiederhergestellt werden, mit allen Vorteilen auch für die Anwohnenden und Passant*innen.
Dies wurde jedoch nicht aufgegriffen. Auf dem Mehringdamm wurden in den letzten Wochen in zwölf Pflanzhochbeeten im Rahmen einer „Pilotpflanzung“ 450 klimaresiliente, zukunftsfähige und vogel-, bienen- und insektenfreundliche Gehölze und 19 Solitären gepflanzt. Zudem wurden selbstaussäende Vagabunden als Zwischenbegrünung ausgepflanzt. Eine Biotopverbindung wie von NaturFreunden und Bündnis Stadtnatur gefordert ist durch die jetzt vorgenommene Bepflanzung in keiner Weise wiederhergestellt worden. Der Mehringdamm Ost ist in erster Linie kommerziell orientiert umgestaltet worden. Die Versiegelung ist überdimensioniert und die fehlende Bepflanzung hat lokale Hitzeinselbildung zur Folge.
Zur derzeitigen Bepflanzung ist festzustellen:
- Der Pflanzauftrag wurde ohne Berücksichtigung des Artenschutzes durchgeführt.
- Die Pflanzenauswahl ist in der Wuchshöhe bei Pflanzung falsch. Notwendig wäre eine Strauchbepflanzung von mindestens einem Meter Höhe.
- Laut Aussage Naturschutzamt sollen die Strauchgehölze, die die Solitärsträucher umgeben, als Bodendecker klein gehalten werden, mit maximal 30 – 50 cm Wuchshöhe. In dieser Höhe wären sie ungeeignet im Sinne einer Habitateignung für Stadtvögel.
Bei einem Vor-Ort-Termin mit der Naturschutzbehörde wurde besprochen, an welchen Stellen Ausgleichsmaßnahmen jetzt dringend aufgestellt werden müssen und dass diese bis zum Hochwachsen der Neubepflanzungen stehen bleiben müssen. Eine Umsetzung erfolgte bisher nicht.
Wir fordern:
- Um - und Nachpflanzungen unter Berücksichtigung von Artenschutz und Kleinklima vor Ort: Verdunstungsfläche mit Kühleffekt und Schattenbildung durch Pflanzung großer Sträucher.
- Aufstellung von mindestens 2 Sitzbänken samt Mülleimern in schattenspendenden Bereichen, die jetzt nachgeplant werden müssen.
- Schnellstmögliche Umsetzung der notwendigen Ausgleichsmaßnahmen
- Pilotpflanzungen müssen den Artenschutz mitberücksichtigen
- Alle notwendigen Ausgleichsmaßnahmen müssen aufgrund der aktuellen Situation längerfristiger stehen bleiben.
Die NaturFreunde und das Bündnis Stadtnatur in K61 wird seine Protestaktionen am Mehringdamm fortsetzen, bis eine Aufstellung von Ersatzmaßnahmen erfolgt ist. Von den Verantwortlichen erwarten wir, dass die Habitatfunktion in dem Bereich, durch die Pflanzung von hohen Strauchgehölzen sichergestellt wird.
Für Rückfragen:
Uwe Hiksch (NaturFreunde Berlin), hiksch@naturfreunde.de, Tel.: 0176-62015902
Angela Laich (Bündnis Stadtnatur in K61), Tel: 030-2519486