19.02.2021 | Weltweit sind in den letzten 100 Jahren ca. 75%, in Deutschland sogar bis zu 90% der Kulturpflanzensorten verloren gegangen und damit auch ein unglaublicher Reichtum an Vielfalt. So gab es bis 1930 über 200 verschiedene Salatsorten im Handel - heute sind etwa 30 Sorten übriggeblieben.
Während der Zeit des Faschismus kam es zur sogenannten ‚Saatgutbereinigung‘, welcher unzählige Sorten zum Opfer gefallen sind. Ziel war es damals, auf der begrenzten landwirtschaftlichen Fläche optimale Erträge zu erreichen und daher nur die ertragreichsten Kulturpflanzen zu erlauben. Ganz so einfach ist es jedoch nicht, denn durch den Verlust an Sorten geht Vielfalt verloren - genetische Vielfalt, die eine stabile Basis bieten kann, wenn es bspw. durch den Klimawandel zu Veränderungen der Bedingungen kommt. Der Grund dafür ist eine höhere Anpassungsfähigkeit, was im Ernstfall zu weniger Ernteausfällen führen kann.
Neuere Entwicklungen, wie die Fusionierung von Bayer und Monsanto vor wenigen Jahren, geben ebenfalls zu denken: Wenige Großkonzerne teilen sich den Markt über kommerzielles Saatgut und damit auch die Macht darüber, was auf unserem Teller landet. Längst handelt es sich nicht mehr um reine Saatgutunternehmen - es werden auch die dazugehörigen Pestizide hergestellt, Patente auf genmanipulierte Züchtungen angemeldet und die Digitalisierung der Landwirtschaft vorangetrieben. Diese Agrochemiekonzerne bereichern sich auf Kosten der Umwelt und der Kleinbauern. Wer stattdessen die Sortenvielfalt unterstützen möchte, kann sich beispielsweise auf Wochenmärkten oder in Bioläden nach seltenen Sorten umsehen oder bei Saatguttauschaktionen mitmachen.
Die NaturFreunde setzen sich für die Erhaltung der Artenvielfalt ein und engagieren sich gegen die Patentierung von Saatgut durch die internationalen Saatgutkonzerne. Durch den Verkauf von Hybridsorten wurde durch die Saatkonzerne erreicht, dass eine erfolgreiche Neu-Aussaat nicht mehr möglich ist und die Bauern gezwungen werden, jedes Jahr neues Saatgut zu kaufen. Die NaturFreunde unterstützen die Forderung nach einem ‚Recht auf Saatgut‘ und fordern, dass der Zugang zu Saatgut allen offenstehen muss. Die NaturFreunde unterstützen hier die Forderung von der Kleinbäuer*innenorganisation ‚Via Campesina‘, die sich für die Rechte der Bäuer*innen und Landarbeiter*innen einsetzen und gegen den Einsatz von Gentechnik in der Landwirtschaft.
Lara Meller
aus: WanderfreundIn 04-2020