07.08.2020 | Liebe Freund*innen,
wir kennen Wolfgang Brauer seit mehr als 25 Jahren. Gemeinsam habe ich mit Wolfgang bereits vor mehr als 20 Jahren bei Aktionen und Blockaden gegen die Faschist*innen gestanden. Wolfgang ist ein über Jahrzehnte arbeitender Antifaschist. Bei der Veranstaltung am Parkfriedhof haben auch NaturFreund*innen aktiv an der Gegenveranstaltung teilgenommen. Hier haben wir andere Positionen als Wolfgang. In der Frage, mit welcher Taktik und welchem Vorgehen völkisches Denken in der Gesellschaft bekämpft und Parteien wie die AfD gesellschaftlich überwunden werden können, haben wir unterschiedliche Positionierungen. Diese sollte eine starke linke und antifaschistische Bewegung solidarisch austragen und – wenn es nötig ist – auch aushalten können. Wir werden uns auch weiterhin – mit Blockaden und Aktionen – und in unserem jahrzehntelangen Engagement gegen den Faschismus der AfD und ihrem völkischen Umfeld entgegenstellen. Wir teilen auch die Kritik, dass AfD-Politiker*innen nicht zu Veranstaltungen eingeladen werden sollten. Diskussionen über solche strategischen Fragen führen wir solidarisch, aber auch inhaltlich klar. 1933 wurden die NaturFreund*innen von den Faschisten verboten, zehntausende Genoss*innen der NaturFreunde wurden verhaftet, mussten fliehen oder verloren ihren Beruf. Tausende wurden im KZ oder Gefängnis eingesperrt und ermordet. Seit der Gründung im Jahr 1895 der NaturFreunde wurde unser Verband von Reaktionär*innen und Faschist*innen bekämpft. Einstimmig haben die NaturFreunde auf ihrem letzten Bundeskongress einen Antrag verabschiedet, der die Mitgliedschaft bei NaturFreunden und gleichzeitig der AfD ausdrücklich ausschließt und jegliche Einladung von völkischen und AfD-Funktionär*innen ablehnt. Dies ist für unseren Verband absolut klar. Gleichzeitig kommen die NaturFreunde aus der Tradition der pluralen Linken, die sich gegenseitig zuhört und auch kontroverse und unterschiedliche Argumente austauscht. Auch wir diskutieren taktische Fragen zum Teil sehr kontrovers. Das werden wir auch weiter so fördern und werben für einen solidarischen Umgang von Linken und Antifaschist*innen untereinander.
Aufgrund der Reaktionen werden wir auf jeden Fall – auch zeitnah – eine Diskussionsveranstaltung zu diesem Thema organisieren, zu der wir Wolfgang Brauer anfragen werden. Wir werden uns auf jeden Fall der Kritik und Diskussion stellen. Wolfgang Brauer kennen wir seit vielen Jahrzehnten. Wir haben vielfältige antifaschistische Touren mit ihm gemacht und viel über die Geschichte des Faschismus in Berlin gelernt. Trotz unserer anderen Position zu den Veranstaltungen am Parkfriedhof, bei der wir die Kritik der VVN-BdA an der Einladungspraxis ausdrücklich teilen, schätzen wir die jahrzehntelange Arbeit von Wolfgang sehr. NaturFreunde kommen aus einer Tradition, die über Genoss*innen und Antifaschist*innen wegen einzelner unterschiedlicher Positionen nicht den Stab bricht, sondern die Diskussion und solidarische inhaltliche Auseinandersetzung suchen. Ein solcher Umgang unter Linken und Antifaschist*innen ist Teil unserer Geschichte. Wir haben uns seit 1916 immer wieder dafür eingesetzt, dass sich Linke nicht gegenseitig als Hauptgegner*innen sehen, sondern unterschiedliche Positionen aushalten und miteinander in Austausch treten. Das werden wir auch in Zukunft so weitermachen. Wir freuen uns auf einen solidarischen Austausch und eine interessante Führung auf den Parkfriedhof.
Uwe Hiksch, für die NaturFreunde und die Mit-Veranstaltende Helle Panke e.V.