08.06.2017 | In den 20er Jahren gab es bei den NaturFreunden eine intensive Diskussion über die Ausrichtung des Verbandes. Die Mehrheit der NaturFreunde wollte damals die Arbeiter*innenbewegung als Teil einer Bewegung zur Formung und Erziehung des sozialistischen Menschen entwickeln. Viele NaturFreund*innen waren Antialkoholiker*innen und zum Teil auch Lebensreformer*innen. Hier ein Auszug aus der damaligen Debatte über Sport und Feiern:
„Ist die Arbeitersportbewegung kulturfördern?
Der Zusammenschluß der Arbeitersportvereine zu Sportkartellen war insofern zu begrüßen, als er wohl lediglich eine Grundlage bilden sollte, um den Arbeitersportlern eine Möglichkeit zu verschaffen, gemeinsam die Aufgaben zu erfüllen, die sie sich als Ziel gesteckt haben: Herausbildung einer gesunden, kräftigen Volksjugend, welche für die kommenden Existenzkämpfe der Arbeiterschaft unbedingt erforderlich ist; Auffrischung des Geistes, Stählung des Körpers sowie reinliche Pflege der Körperkultur. Diese Aufgaben sind schon deshalb als äußert wichtig, zu betrachten, da sie ja nicht irgendwelchen nationalistischen Bestrebungen dienen sollen, sondern sie sollen reinweg als Beitrag für die Erkämpfung einer sozialistischen Gesellschaftsordnung gelten. Aus diesem Grunde war es notwendig, daß die Ideen der Arbeitsportler höchste Anerkennung und Unterstützung von allen Arbeiterorganisationen finden mußten. Denn für den Proletarier ist die künftige Losung: Klarer Kopf und gestählter Körper.
Aber leider hat die Praxis uns eines anderen belehrt. Die Sportkartelle und -vereine sehen sich vielfach genötigt, bei öffentlichen Veranstaltungen neben den sportlichen Darbietungen auch zur Befriedigung ihrer materiellen Bedürfnisse zu solchen Mittel zu greifen, welche von den Naturfreunden aufs schärfste bekämpft werden. Denn zur Verfechtung ihrer Ideen müssen die Arbeitersportler schon andere Methoden anwenden als wie Tanzvergnügungen, verbunden mit sportlichen Vorführungen oder Maskenbälle und Silvesterfeiern mit den gerissensten Saufszenen.“
Aus: Am Wege, Nachrichten des Gau Thüringen im T.-V.“DIE NATURFREUNDE“, 5. Jahrgang, Januar, Februar, März 1924, S. 9.
aus: WanderfreundIn 04-16